Das im Februar 2019 eröffnete AltersTraumaZentrum (ATZ) am Hermann-Josef-Krankenhaus Erkelenz wurde am 09.12.2020 erfolgreich nach den Anforderungen der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie als AltersTraumaZentrum DGU® erstzertifiziert. Das ATZ ist somit eines von insgesamt 108 Zentren dieser Art in Deutschland und das Einzige im Kreis Heinsberg.
Der Anteil älterer Menschen in unserer Bevölkerung hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Daher werden immer mehr Spezialisten für Altersmedizin benötigt. Ein Drittel der über 65-Jährigen stürzt im Schnitt einmal pro Jahr. Die Zahl der Menschen in Deutschland, die etwa eine Oberschenkelhalsfraktur erleiden, beläuft sich auf 160.000. Leicht kann ein Sturz das mühsam verteidigte System der Selbstständigkeit infrage stellen.
Mit der Klinik für Neurologie, Geriatrie und Palliativmedizin sowie der Klinik für Unfall-, Hand-, Fuß- und orthopädischen Chirurgie verfügt das Hermann-Josef-Krankenhaus über die optimale Infrastruktur zur Versorgung älterer Menschen mit Frakturen und anderen Unfallfolgen.
„Besonders unsere älteren Mitbürger, welche die typischen Brüche des älteren Patienten an Wirbelsäule oder Hüfte erleiden, sind nicht nur auf die speziellen und möglichst minimal-invasiven Operationsverfahren der Unfallchirurgen, sondern auch auf das Wissen der Altersmediziner (Geriater) angewiesen.“, erläutert Dr. Christian Isensee, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Geriatrie und Palliativmedizin.
Im ATZ arbeitet ein Team aus Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Mitarbeitern des Sozialdienstes eng zusammen und engagiert sich für die Gesundheit der älteren Patienten.
„Die interdisziplinäre Versorgung bildet den wichtigsten Baustein bei der umfassenden Versorgung von körperlichen und seelischen Erkrankungen im Alter“, so Dr. Armin Scholz, Chefarzt der Klinik für Unfall-, Hand-, Fuß- und orthopädischen Chirurgie. Patienten mit Altersfrakturen werden im ATZ bestmöglich interdisziplinär behandelt, um nach ihrem Aufenthalt wieder ein möglichst eigenständiges Leben zu führen.
Wenn ein alter Mensch mit einem Knochenbruch in die Unfallchirurgie und Orthopädie des Hermann-Josef-Krankenhauses gebracht wird, besprechen Ärzte beider Fachrichtungen den Behandlungsplan. Wie groß etwa ist die Gefahr, dass die für eine Operation benötigte Narkose einen Zustand der Verwirrung auslöst? Welche Medikamente nimmt der Patient und wie ist es um deren gegenseitige Verträglichkeit bestellt? Wie fit war der Patient vor seinem Unfall und welche Bewegungsangebote werden ihm helfen, wieder zu Hause zurechtzukommen? Dabei geht es um so bescheidene Grundfertigkeiten wie das Aufstehen – vom Bett oder vom Stuhl: „Zwei Drittel, die zu uns kommen, können das nicht“, sagen Isensee und Scholz. Nach der Entlassung sei es umgekehrt: Zwei Drittel würden nun diese Fertigkeiten beherrschen.
Im Rahmen des ATZ konnten in den Jahren 2019 und 2020 fast 500 Patienten medizinisch versorgt werden. Eine Aufnahme der Patienten ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr möglich.